Bei der Kolpingsfamilie Höchstadt/Aisch hielt Georg Schockel aus Sterpersdorf einen Vortrag mit dem Titel „Flurdenkmäler in Höchstadt und Umgebung“. Schockel setzt sich seit Jahrzehnten für deren Erhalt und ihre Instandsetzung ein.
Der Vortrag fand im Haus kirchlicher Dienste, Raum St. Hildegundis, mit Unterstützung von Wilfried Stocklassa von der Kolpingsfamilie Höchstadt statt.
Während Martersäulen Ausdruck der Volksfrömmigkeit in unserer Region sind, wurden Steinkreuze meist als Sühne für einen Totschlag aufgestellt. Außerdem sind zu vielen die Entstehungsgeschichte oder eine Sage überliefert, die beim Vortrag zu den Bildern einflossen.
So zur Martersäule am Schloßberg in Höchstadt. Die Figur des Brückenheiligen Nepomuk an der Dr. Haas-Gasse erinnert noch daran, daß sich hier ursprünglich eine Brücke befand.
Zu einer Marter bei Uttstadt wird die Geschichte ihrer Entstehung erzählt. Ein Bauer aus Lauf führte am späten Abend seine Pferde aus Adelsdorf wieder nach Hause, wo er sie beschlagen hatte lassen. Plötzlich scheuten die Pferde und eines traf ihn schwer. In seiner schwierigen Lage gelobte er: „Wenn ich wieder gesund werde, will ich hier eine Marter errichten lassen.“ Nach seiner Genesung ließ er die versprochene Marter errichten. Im Oktober 2019 wurde die Martersäule aus dem Jahr 1728 an der Straße nach Lauf durch Geo Schockel und Hans Effenberg restauriert.
Die Martersäule an einem Waldweg zwischen Höchstadt und Biengarten, auf dem sogenannten Marterberg im Bürgerwald von Höchstadt, wurde als Säulenbildstock mit Aedicula in Renaissanceformen im Jahr 1626 errichtet, wie die eingemeißelte Jahreszahl erkennen läßt. Alten Überlieferungen zufolge hatte an dieser Stelle eine Frau aus Poppenwind auf dem Heimweg aus Höchstadt in ihren Heimatort ihr erstes Kind geboren.
Im Jahr 1626 tobte bereits seit acht Jahren der Dreißigjährige Krieg. Im kleinen Dorf Poppenwind, Haus Nummer 4, lebte ein jung verheiratetes Paar. Die Junge Frau war bereits hochschwanger, und beschloß, zum Einkaufen nach Höchstadt durch den Wald zu laufen. Ihre Schwiegermutter hatte Bedenken, aber die junge Frau sagte nur: „Was soll mir zustoßen, ich gehe den Waldweg. In zwei, höchstens zweieinhalb Stunden bin ich wieder hier, sobald ich eingekauft habe, mache ich mich auf den Heimweg. Macht Euch keine Sorge um mich, Mutter.“ Als Rückweg wählte sie wieder den kürzeren Waldweg. Im Dickicht neben dem Poppenwinder Weg brach sie zusammen, und brachte ihr Kind zur Welt, einen Knaben. In ihrer großen Not rief sie die Heiligste Dreifaltigkeit um Hilfe an, und gelobte eine Martersäule errichten zu lassen. Währenddessen war ihre Schwiegermutter zu Hause in Unruhe. Als ihr Sohn aus der Schmiede in der nächsten Ortschaft zurückkam, drängte sie ihn, das Pferd anzuspannen, den Wagen mit Stroh auszulegen und seiner Frau entgegenzufahren. Im Wald fand er seine Frau mit dem Kind und brachte beide glücklich heim. Nach Jahresfrist ließen beide die Martersäule errichten.
Bei der Restaurierung im Jahr 2006 wurden die steinerne Kugel und das eiserne Kreuz erneuert. Die Martersäule unterzog man einer Reinigung und Imprägnierung, schadhafte Stellen wurden ausgebessert. Die leeren Bildnischen der Aedicula zieren jetzt wieder Bildtafeln: In Richtung Poppenwind der Heilige Joseph, der Heilige Martin in Richtung Ailersbach und der Heilige Georg gen Höchstadt a.d. Aisch sowie Maria mit dem Jesuskind auf der vierten Seite. Gemalt wurden sie von Elvira Bäuerlein. Die Einweihung mit Pfarrer Kilian Kemmer fand am 16. Dezember 2006 statt.
Eine Sage existiert auch zur Müllermarter bei Volkersdorf. Der Müller in Volkersdorf war unverheiratet. Bei ihm lebte seine ebenfalls unverheiratete Schwester, die zwei ledige Kinder hatte. Da sie den Vater nicht angab, kam ihr Bruder in Verdacht. Vergebens suchte er sich von dem schweren Verdacht zu befreien. Da man ihm nicht glaubte, verurteilte ihn das Halsgericht zum Tod am Galgen. Noch auf dem Weg zur Richtstätte, die sich auf der Höhe zwischen Güntersdorf und Reumannswind befand, beteuerte er seine Unschuld. Mit dem Strick um den Hals sagte er: „So wahr ich unschuldig bin, so gewiß brennt in drei Tagen die Volkersdorfer Mühle bis aufs Wasser nieder.“
Als drei Tage vergangen waren, ging die Mühle in Flammen auf, sogar das Mühlrad brannte bis ins Wasser hinein. Die Schwester des Gehängten verließ Volkersdorf und wanderte mit ihren Kindern nach Ungarn aus. Der Nachfolger auf der Mühle ließ am Eingang des Dorfes die Marter errichten.
Jahrhunderte nach ihrer Aufstellung war die Müllermarter aber schadhaft geworden. Georg Schockel hatte sich dafür engagiert, den Aufsatz, die Aedicula, die stark geschädigt war, zu erneuern. Für die Rekonstruktion wählte der armenische Bildhauer und Künstler Viktor Avetisyan Schönbacher Sandstein aus einem Steinbruch in Ebelsbach bei Ebern. Da er feinkörnig ist, eignet er sich gut für Bildhauerarbeiten. Auf einer Breitseite findet sich Jesus am Kreuz, flankiert von Maria und Johannes. Die wichtigsten Wallfahrtsorte in Franken finden sich auf der zweiten Breitseite, „Die: H: 3: Valtigkeit und die 14 Nothelfer“. Der Wallfahrtsort Gößweinstein mit seiner Wallfahrtsbasilika, die der Allerheiligsten Dreifaltigkeit gewidmet ist und die Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen finden sich damit gewürdigt. Auf der Schmalseiten finden sich der Heilige Antonius von Padua und der Heilige Laurentius mit seinem Rost dargestellt. Den noch im Original vorhandenen Schaft der Säule ziert der Heilige Nepomuk, als Brückenheiliger in unserer Region kein Unbekannter. Außerdem ist am Sockel das Schweißtuch der Veronika dargestellt.
Padre Gabriel Ramos-Valiente segnete 2015 die Müllermarter und nannte sie eine Zusammenfassung des Glaubens. Die Kosten für die Erneuerung in Höhe von 6.200 Euro wurden größtenteils durch 30 Einzelspender aufgebracht. Der Sandsteinrohblock wog vor der Ausarbeitung der Reliefs sieben Zentner und schlug mit 748 Euro Kosten zu Buche.
Dr. Manfred Welker
Bilder:
Georg Schockel und Hans Effenberg bei der Wiederherstellung der Martersäule bei Uttstadt
Georg Schockel mit einem Bild der Volkersdorfer Müllermarter