Strahlende Gesichter und strahlendes Wetter
Es hätte wieder ein beeindruckendes Erlebnis werden können, wenn aus Anlass der 30jährigen Seligsprechung des großen Sozialreformers Adolph Kolping Tausende wie bereit 1991 und 2011 sich auf den Weg nach Rom begeben hätten. Unter dem Motto „Auf dem Weg zur Heiligkeit“ sollte es wieder ein großes Fest werden um gemeinsam dankbar auf das Ereignis von 1991 zu schauen. Stattdessen hat die Covid-19-Pandemie dazu geführt, diese Veranstaltung auf das Jahr 2022 zu verschieben. Doch auch zu Beginn dieses Jahres, musste das Internationale Kolpingwerk erleben, dass konkrete Planungen durch die anhaltende Pandemie unmöglich sind und die Romwallfahrt abgesagt wurde.
Rund 700 Pilger in Rom beten für die Heiligsprechung
Trotz dieser Absage durch Kolping International hat sich die Bamberger Kolpingsfamilie entschlossen, dennoch eine Romfahrt in eigener Regie durchzuführen. Sie war der Ansicht, dass dieses Gemeinschaftserlebnis nach der Corona-Pandemie guttut und notwendig ist. 14 Kolpingbegeisterte aus dem Erzbistum Bamberg brachen am 24. Oktober nach Rom auf, und sie waren nicht die einzigen. Rund 700 Pilger aus Deutschland, Europa und sogar aus Südafrika hatten die gleiche Idee.
Bereits am Anreisetag wurde „Rom bei Nacht“ besichtigt und die ersten Eindrücke der Ewigen Stadt zogen alle in ihren Bann. Rom mangelt es nicht an Sehenswürdigkeiten. Dank seiner über 3000 Jahre alten Geschichte gibt es genügend anzusehen.
Bei einem abwechslungsreichen Programm stand aber insbesondere der Glaube und das Gebet für die Heiligsprechung Adolph Kolpings im Mittelpunkt. Und so fing auch der nächste Tag mit einem Eröffnungsgottesdienst im Petersdom an, der von Landespräses des Kolpingverbandes Bayern, Christoph Wittmann, zusammen mit dem Präses der Bamberger Kolpingsfamilie, Prof. Dr. Alfred Hierold, am Altar der Kathedra zelebriert wurde. In seiner Predigt berichtete er, dass er als Achtjähriger bei der Seligsprechung Kolpings mit dabei war. Was Freundschaft für jeden von uns bedeutet, wie Jesus mit den Aposteln Freundschaft gelebt hat, dass Adolph Kolping aus der Freundschaft mit Jesus gelebt hat und dass auch wir eingeladen sind mit Jesus als Freund durch das Leben zu gehen, waren Gedanken in seiner Predigt. Anschließend war die Möglichkeit gegeben zur Besichtigung z. B. des Petersdoms, der Kuppel, die Sixtinische Kapelle, Grotten mit Papstgräbern, … Am Abend gab es einen gemeinsamen Treffpunkt an der Piazza Navona. Nach einem Aperitif sangen über 200 Kolpingmitglieder „Wir sind Kolping“.
Bamberger bei der Generalaudienz namentlich begrüßt
Auch wenn Traurigkeit und Trostlosigkeit nicht die Stimmung der Teilnehmenden an der Kolping-Romwallfahrt ist, so war dieses Gefühl dennoch Inhalt der Katechese von Papst Franziskus bei der Audienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. Ignatius von Loyola, der Ordensvater des Papstes, sieht in der Trostlosigkeit eine Ampel für die Unterscheidung der Geister. Mit der Methode des Ignatius kann jeder sich selbst erforschen und den Weg Gottes für sich erkennen. Papst Franziskus legte den tausenden Personen bei der Audienz nahe, die eigene Traurigkeit und Trostlosigkeit ernst zu nehmen – „sie schützt uns, damit wir uns und anderen nicht schaden“. Als dann die Bamberger bei der Begrüßung namentlich erwähnt wurden, wurde das auch freudenstrahlend und lautstark begrüßt.
Premiere der Kolping-Messe von Pater Becker beeindruckt
Der Donnerstag, 27. Oktober stand ganz unter dem Zeichen von Adolph Kolping. Höhepunkt des Tages und der ganzen Woche war die Messfeier am 31. Jahrestag der Seligsprechung von Adolph Kolping in der Lateranbasilika.
„Rechtgläubigkeit ist wichtig, wichtiger jedoch ist die Glaubwürdigkeit“, sagte Bischof Dr. Bertram Meier bei seiner Predigt vor rund 700 Kolpingbegeisterte. Im Blick auf das Leben Kolpings sagte der Augsburger Bischof, „Dass Worte Schall und Rauch sind, selbst dann, wenn es um das Glaubensbekenntnis geht. Es braucht die Bestätigung im praktischen Tun.“ Als „Kolpings Rezept“ bezeichnete Meier das Zitat des Gesellenvaters: „Wer Menschen gewinnen will, muss das Herz zum Pfande einsetzen… Das Herz aber, die rechte Liebe muss sich bewähren in der Tat. Kolping ist mehr als ein Name. Kolping ist mehr als ein Verband. Kolping war und ist stark! Als geistliche Bewegung erreicht Kolping Menschen, die weit von der Kirche weg sind.“ Bei dieser Messe beeindruckte auch die Premiere der Kolping-Messe „Für Menschen wie dich“ von Pater Norbert Becker. Intensiv hat sich der Herz-Jesu-Missionar mit Texten von Kolping und dem Kolpingwerk beschäftigt. Ein Projektchor von rund 70 Personen sang die 10 Lieder nach Worten und Gedanken von Adolph Kolping mit den Gläubigen
Die Tage sollten vor allem Anlass sein darum zu bitten und zu beten, dass für Adolph Kolping eine mögliche Heiligsprechung initiiert wird. Hiermit sollte auch die Petition „Kolping ist mir heilig“, Unterstützung finden.
Zwischen und nach den offiziellen Programmpunkten blieb genügend Zeit gemeinsam oder individuell Rom zu erkunden. Auf der anderen Seite konnte so die zur Verfügung stehende „Freizeit“ optimal genutzt werde, z. B. Espresso trinken, Roms „bestes Eis“ probieren, Münzen in den Trevi-Brunnen werfen… Es gibt wahrscheinlich kaum einen Menschen, der den Reizen dieser Stadt nicht erliegt. Die einen spüren den heiligen Boden unter ihren Füßen und sind ergriffen von den vielen Zeugnissen des Glaubens. Andere gehen auf Entdeckungsreisen in die Antike.
Am letzten Tag zwei besondere Höhepunkte
Bevor es wieder nach Hause ging, standen am nächste Tag zwei besondere Touren auf dem Programm. Zum einen die Vatikanischen Gärten, die einer der Höhepunkte der Vatikanstadt sind. Eine natürliche, architektonische und künstlerische Fläche von ausgesprochener Schönheit und Spiritualität. Hier befinden sich außerdem verschiedene mittelalterliche Befestigungsanlagen, Gebäude und Monumente aus der Renaissance und dem Barock. Ein besonderes und außergewöhnliches Erlebnis war aber der Besuch des Vatikanischen Archivs, das bis vor kurzem als „Geheimarchiv“ bekannt war. Es gilt als eines der größten und bedeutendsten weltweit. In den Mauern des Apostolischen Archivs werden Millionen von Dokumenten aufbewahrt, die mehr als 12 Jahrhunderte zurückreichen.
Den letzten Abend in Rom genossen die Mitglieder und Freunde der Kolpingfamilie Bamberg in dem von Ordensschwestern geführten, Gästehauses. Gemeinschaft, Freude, eine begeisternde Stadt, italienisches Lebensgefühl, steingewordene und lebendige Geschichte machten die Kolping-Wallfahrt nach Rom zu einem einmaligen und tollen Erlebnis.
Bericht und Bild: Josef Wachtler